„Was ist working equitation“
In Portugal wird sehr viel Wert auf das feine Reiten und die penibel korrekte Ausführung der Lektionen gelegt. Neben der traditionellen Arbeitsreitweise, die sich nur wenig von der spanischen Doma Vaquera unterscheidet, hat in Portugal die klassische Dressur einen sehr hohen Stellenwert. Sie ist ein wichtiger Teil der sehr faszinierenden Wettkämpfe der „Working Equitation“, die inzwischen in ganz Europa an Beliebtheit gewonnen hat.
Der spektakulärste Part bei diesem Sport ist, neben den Dressurlektionen und der Arbeit mit den Rindern, ein anspruchsvoller Trailparcours, der viel Geschicklichkeit von Pferd und Reiter verlangt und auf Zeit geritten wird. Diese Vielseitigkeit und die besonders feine Art zu reiten, hatte mich neugierig gemacht und meinen Wunsch verstärkt, einige Monate nach Portugal zu Pedro Torres zu gehen, einem der herausragendsten Reiter des Landes, der international erfolgreich als Trainer unterwegs ist.
Es war für mich und meine Pferde eine ungemein spannende und sehr inspirierende Zeit. Pedro verlangt von seinen Schülern in hohem Maße Korrektheit und Feinheit im Umgang mit den Pferden, vor allem bei den rasanten Übungen im Trailparcours, bei denen es im schnellen Galopp um Slalomstangen, über Brücken, Stangen und weitere Hindernisse geht.
Ein solcher Parcours stellt hohe Anforderungen an die Wendigkeit und schnelle Kommunikation von Pferd und Reiter. Aber es macht unheimlich Spaß, diese Herausforderung gemeinsam mit dem Partner Pferd zu bewältigen, und gerade die temperamentvollen und wendigen Lusitanos sind wie geschaffen für diesen Sport!
Während meiner Zeit in Portugal wurde mir sehr schnell klar, dass nicht alles, was ich von Pedro gelernt hatte, auch bei meinen Pferden funktionierte und mit meiner Art und Weise zu reiten vereinbar war. Mein Ziel war und ist es, die hohe Reitkunst ohne Zaumzeug und Sattel zu zeigen und nicht, meine Pferde auf Dressurprüfungen vorzubereiten.
Und so begann ich, mein Wissen, das ich über das korrekte und feinfühlige Reiten der einzelnen Lektionen erworben habe, mit meinem eignen Reitstil zu kombinieren. Zusammen mit meinen Pferden versuchte ich stetig, die Übungen so zu verfeinern, dass ich sie irgendwann auch ohne Zaumzeug in der Versammlung reiten konnte.